Dass Ruhe und intellektuelle Anregung in den Bergen in besonderem Maße zu finden sind, ist spätestens seit Friedrich Nietzsche bekannt. Auch Autor Michael Köhlmeier dachte an die herrliche Landschaft, als er Lechs Bürgermeister Ludwig Muxel vor mehr als 20 Jahren vorschlug, dort mit dem Philosophicum ein geisteswissenschaftliches Symposium ins Leben zu rufen. Seither hat sich die Urlaubsgemeinde am Arlberg der Austragung hochkarätiger Kulturveranstaltungen verschrieben. Das Philosophicum sowie dessen frühsommerliches Pendant, das Medicinicum Lech, haben sich etwa auf die verständliche Vermittlung komplexer Zusammenhänge in der Medizin und Philosophie spezialisiert und treffen damit den Nerv der Zeit. Denn Gäste wollen professionell informiert werden und zeigen Lust am Denken und an kultureller Zerstreuung auf nicht nur sprichwörtlich hohem Niveau.
Das Medicinicum Lech liefert allgemein verständliche Tipps für ein gesundes Leben, das Philosophicum Lech beschäftigt sich unter enormem Publikumszuspruch mit den drängenden Fragen unserer Zeit, die Musikfestivals Lech Classic Festival, LegeArtis Lech und Jazzbühne Lech locken Kenner von Klassik und Jazz in luftige Höhe, mit dem Lecher Musikantentag sowie dem Arlberger Musikfest wird den eigenen kulturellen Wurzeln Rechnung getragen und im September erscheint mit den Lecher Literaturtagen ein gänzlich neues Kulturhighlight im bunten Veranstaltungsreigen des Lecher Denk- und Kultursommers. „Wenn man sich die Namen der verschiedensten Protagonisten, die normalerweise die Metropolen dieser Welt bespielen, einmal auf der Zunge zergehen lässt, würde man nicht glauben, dass wir eine kleine Walsergemeinde auf über 1400 Metern Seehöhe sind“, deutet Lech Zürs Tourismusdirektor Hermann Fercher auf eine der Besonderheiten des anspruchsvollen Angebots hin. Und genau dieser Mix an internationalen Events inmitten idyllischer Bergdorfatmosphäre macht den Reiz von Kulturveranstaltungen fernab des altbekannten städtischen Umfelds auch aus. Lech Zürs präsentiert für den Sommer 2017 wieder ein stattliches Angebot an etablierten und auch jüngeren Veranstaltungen, die allen denk- und kulturaffinen Gästen zur Freude gereichen sollen.
Public Health Highlight Medicinicum Lech: Viele Wege führen zu Gesundheit – Rezepte aus Ost und West.
Unter diesem Generaltitel mit dem Untertitel „Die Kunst des Heilens zwischen Orient und Okzident“ wird vom 6. bis 9. Juli 2017 ein vielversprechender Brückenschlag zwischen den drei großen Medizinschulen Ayurveda, TCM und der westlichen Schulmedizin beim 4. Medicinicum Lech angestrebt. Die Hinwendung zu nicht schulmedizinischen Heilverfahren als ein Megatrend in unserer Gesellschaft gibt Anlass zum Austausch über die diversen Heilsysteme. „Es gilt Vorurteile abzubauen und das Miteinander dem Gegeneinander vorzuziehen. Tradition und Moderne sollen vereint werden“, wie der wissenschaftliche Leiter des Symposiums Markus M. Metka betont. Eines der konzeptionellen Erfolgsrezepte des Medicinicum Lech ist dessen Mix aus Fachvorträgen renommierter Experten mit einem vielseitigen Rahmenprogramm, bei dem das Gehörte in die Praxis umgesetzt werden kann. Die Bandbreite an fachkundigen und nicht minder prominenten Vortragenden reicht von der Philosophin und Bestsellerautorin Rebekka Reinhard bis hin zur 4-Hauben-Köchin Johanna Maier sowie Kommunikationswissenschaftler Hartmut Schröder. Und auch das Begleitprogramm ist von „Qigong – Taiji – Shiatsu“ unter der Leitung des Therapeuten und Gründers der International Academy for Hara Shiatsu Thomas Nelissen über Workshops zu alpinen Heilkräutern oder auch japanischer Waldmedizin bis hin zu Wein- und Bierverkostungen sowie dem legendären Showkochen „I eat from Austria “, bei dem Heilkunst und Kochkunst aufeinander treffen, breit aufgestellt.
Mut zur Faulheit! Das 21. Philosophicum Lech zur Arbeit und ihrem Schicksal.
Die Frage nach der Arbeit, ihrer Zukunft und ihrer Bedeutung für das Selbstwertgefühl des Menschen steht ebenso im Fokus des 21. Philosophicum Lech wie die Frage nach möglichen Alternativen zur Arbeitsgesellschaft, wie sie in den aktuellen Diskussionen um das bedingungslose Grundeinkommen oder der Sehnsucht nach Muße zum Ausdruck kommt. „Ist der Mensch tatsächlich von Natur aus ein Animal laborans, ein arbeitendes Wesen, das in eine Krise gerät, wenn es seinen Job verliert?“ So fragt Philosoph Konrad Paul Liessmann, wissenschaftlicher Leiter des Philosophicum Lech, in seinem Editorial zur 21. Ausgabe des Symposiums und sieht im Falle bittere Zeiten auf die Menschen zukommen, ersetzen doch Automatisierung und Digitalisierung mehr und mehr deren Arbeit. Zudem führen auch andere Faktoren zu prekären Erwerbsverhältnissen und merklichen Verwerfungen in unserer Arbeitsgesellschaft. In dieser prägt vorrangig die Erwerbsarbeit die Identität des Einzelnen, vom Selbstverständnis über den sozialen Status bis hin zum Prestige. Dahinter steht im christlichen Kulturkreis ein Ethos mit langer Tradition: „Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen“, lautet es bei Paulus. Doch muss das so sein? Insbesondere in Hinblick auf die Herausforderungen der Zukunft. „Wäre es nicht an der Zeit, grundsätzlich über Wert und Wesen der Arbeit nachzudenken und auch anderen Handlungsmöglichkeiten und Existenzweisen des Menschen, von der in der Antike gefeierten Muße bis zur künstlerischen Kreativität, von der ästhetischen Kontemplation bis zur sozialen Kommunikation, von der beharrlichen Langsamkeit bis zur lasterhaften Faulheit wieder mehr Aufmerksamkeit zu schenken?“, eröffnet Liessmann ein breites Diskussionsfeld. Diesem widmet sich vom 20. bis 24. September 2017 in Lech am Arlberg eine erlesene Auswahl an Referenten aus verschiedensten Fachbereichen wie der Kunstwissenschaft und Medientheorie, Soziologie, Literaturwissenschaft und nicht zuletzt der Philosophie. Einer der jährlichen Höhepunkte dort ist stets die Verleihung des mit 25.000 Euro dotierten „Tractatus – Preis für philosophische Essayistik“.
Lech Classic Festival zwischen Venezianischem Abend und Haydns Schöp-fung
Lech Zürs genießt dank seiner Kulturveranstaltungen auch in der internationalen Kunst- und Musikszene einen exzellenten Ruf. Wesentlich dazu beigetragen hat das von Marlies Wagner ins Leben gerufene Lech Classic Festival, das sich binnen kürzester Zeit von einem regionalen zu einem internationalen Erfolg entwickelte. „Wir wollen den Menschen klassische Musik näher bringen, wofür sich das einstige Bergbauerndorf Lech am Arlberg im Sommer als rechter Ort angeboten hat. Unser Souverän ist dabei das Publikum, wir wollen es interessieren und zur klassischen Musik hinführen“, erklärt Veranstalterin Marlies Wagner die Intention ihrer seit 6 Jahren stattfindenden Festivalreihe. Jährlich präsentiert ein eigens für Lech aus den besten mitteleuropäischen Orchestern zusammengestelltes Festivalorchester im Zusammenspiel mit hervorragenden international bekannten Vokal- und Instrumentalsolisten die schönsten klassischen Stücke der Musikgeschichte. Einer der Programm-Höhepunkte für den Sommer 2017 ist der „Venezianische Abend“, der unter anderem mit Barockkonzerten von Antonio Vivaldi, dem „Karneval in Venedig“ von Niccolò Paganini und einem Potpourri der Strauss-Operette „Eine Nacht in Venedig“ aufwartet. Ebenso bedeutend wird der Konzertabend mit bekannten Opernchören, die Stücke von Albert Lortzing, Vincenzo Bellini und Giacomo Puccini singen. „Das Abschlusskonzert widmen wir der ‚Schöpfung‘ von Joseph Haydn“, verrät Marlies Wagner. „Dieses Oratorium für Chor, Orchester und Solisten gehört zum Schönsten und Ergreifendsten seines Genres.“ Aufgrund des anhaltenden Erfolgs wurde das Lech Classic Festival heuer gar um einen Tag verlängert, es findet vom 31. Juli bis 5. August in Lechs Neuer Kirche statt.
Festival LegeArtis Lech nach allen Regeln der Kunst
Das Festival LegeArtis Lech geht vom 08. bis 10. September ebenfalls in seine sechste Runde. Die künstlerische Leiterin des Festivals und Violinistin Asya Sorshneva hat es sich zum Ziel gesetzt, aufstrebende internationale Talente in der Bergwelt von Lech zusammenzubringen, um in persönlicher Atmosphäre Musik auf hohem Niveau zu spielen. LegeArtis Lech geht seit 2017 auch auf Reise in die Großstädte: Mit ‚LegeArtis Lech goes Europe‘ finden Konzerte in Madrid, Düsseldorf, London, Moskau, Berlin und Wien statt. „Lege artis“ bedeutet: nach den Regeln der Kunst. Und in diesem Sinne ist „LegeArtis“ in Lech angelegt. „Qualität und Internationalität“ sind die beiden Eckpunkte, innerhalb derer die Idee für das Festival in Lech reifte. In den vergangenen Jahren waren Künstler wie Julian Rachlin, Stefan Vladar, das Wiener Kammer-Orchester, die Pepe Lienhard Band, Dmitry Sinkovsky, Aleksey Igudesman oder das Apollon Musagète Quartett zu Gast. Als Zuhörer eingeladen sind Musik-Fans, Bewohner und Urlaubsgäste der Region, Musikerkollegen, die internationale Kontakte in persönlicher Atmosphäre knüpfen wollen, Personen aus der Wirtschaft, die ihre Geschäftskunden und Partner in die wunderbare Bergwelt einladen und dies mit einem kulturellen Highlight verbinden möchten. „Musik ist ein Angebot, innezuhalten in unserer Zeit der fortwährenden Beschäftigung. Sie erlaubt uns, still zu sein und vielleicht etwas Wunderbares zu entdecken“, betont Asya Sorshneva. Die Magie der Bergwelt und die mystischen Stimmungen der alpinen Natur von Lech scheinen dafür beste Voraussetzungen zu bieten.
Und auch Jazzfreunde finden vom 9. bis 12. August einen guten Grund, Lech im Sommer einen Besuch abzustatten. Die Jazzbühne Lech, ins Leben gerufen vom Lecher Sporthändler Philip Waldhart, ist mittlerweile ebenfalls einer der Fixpunkte des Lecher Kultursommers. Das Festival genießt bei Künstlern und Gästen seit seinem dreijährigen Bestehen einen exzellenten Ruf. Internationale Jazzgrößen wie Iiro Rantala, Marcin Wasilewski und Benedikt Jahnel machten 2015 den Anfang. 2016 gab es mit Tord Gustavsen, Gjermund Larsen, Mathias Eick und Anat Fort einen skandinavischen Schwerpunkt, der auch großen Festivals zur Ehre gereicht hätte. Und auch 2017 ist eine Besetzung gelungen, die keinen Vergleich mit etablierten Veranstaltungen scheuen muss. Musikgrößen wie Federico Albanese, das Wolfert Brederode Trio, das Herman Yaron Trio oder auch das Adam Baldych & Helge Lien Trio werden auf ein und derselben Konzertbühne in Lech auftreten. Das Festival lebt von seinem familiären Charakter, der für den Konzertsaal in der Lecher Postgarage genauso gilt wie für den Aufenthalt der Künstler, deren herzliche Aufnahme und persönliche Betreuung sich in Kollegenkreisen bereits herumgesprochen haben soll. Jahr für Jahr kommt Philip Waldhart damit seinem Ziel näher, Lech zu einer Fixgröße auf der internationalen Jazz-Landkarte werden zu lassen.
Back to the roots beim Lecher Musikantentag und Arlberger Musikfest
Zünftig wird es dann beim 67. Arlberger Musikfest vom 14. bis 16. Juli sowie dem 10. Lecher Musikantentag am 29. Juli. Scharen von Volksmusikgruppen, Sängern und Tänzern verwandeln bei beiden Events ganz Lech und Umgebung in eine einzige, große Konzertarena. Die Trachtenkapelle Lech zählt pro Jahr zwischen 40 und 50 Auftritte. Dazu gehören auch die Konzerte beim „Arlberger Musikfest“, das 2017 wieder in Lech stattfinden wird. 1951 gegründet, um Musiker der Region zusammenzubringen, wird das Fest seitdem abwechselnd von den Trachtenkapellen Lech, St. Anton, Klösterle und Wald veranstaltet. Für das aktuelle Programm hat sich der Festausschuss einiges einfallen lassen, verrät Obmann Stefan Jochum. „Am Freitag geht es gleich lautstark los mit der Tiroler Formation Viera Blech, bei der allesamt sehr virtuos mit ihren Blasinstrumenten umzugehen wissen“, so Jochum. Am Samstag garantieren die Jetzendorfer Hinterhofmusikanten aus Bayern eine ausgelassene Stimmung und sonntags die Woodyblechpeckers mit Polka und Märschen für einen „böhmisch-mährischen Ausnahmezustand“. Beim großen Festumzug marschieren zum Abschluss über 1.500 Musiker durch Lech, die von mindestens ebenso vielen Zuschauern begrüßt werden. Viele Einheimische nutzen das „Arlberger Musikfest“ genauso wie den am 29. Juli 2017 stattfindenden „Lecher Musikantentag“, um in der für die Region typischen Walser-Tracht zu erscheinen. Auch wenn die Tradition des Musikantentags nicht so alt wie jene der Tracht ist, jährt sich das Volksmusiker-Treffen im Sommer 2017 immerhin bereits zum zehnten Mal. Am Rüfiplatz findet die offizielle Eröffnung statt, anschließend verteilen sich die Gruppen und Ensembles auf den umliegenden Hütten und Almen, Terrassen und Gärten, um zu musizieren.
Und schließlich soll im Herbst ein gänzlich neues Kulturformat in Oberlech aus der Taufe gehoben werden. Die 1. Lecher Literaturtage sind der Versuch, Sprache im Rahmen eines Symposiums als Kunstform zu zelebrieren. Die Teilnehmer sind dazu angehalten, fernab des stressigen Alltags wieder einmal Zeit damit zu verbringen, sich auf Texte, Sprachkunst und Wortgewalt einzulassen. Interessierte Gäste erhalten darüber hinaus die Möglichkeit, Kunst und Natur in einer spannenden Kombination zu erleben. Unter anderem wird Marc Girardelli, den meisten als erfolgreicher Skifahrer und fünffacher Gesamtweltcupsieger bekannt, aus seinem Werk „Abfahrt in den Tod“ lesen. Ebenso Teil der Besetzung ist Daniel de Roulet, in der Schweiz als einer der herausragendsten zeitgenössischen Autoren gefeiert. Aufsehen erregte er 2006 mit seinem Buch „Ein Sonntag in den Bergen“, in dem er sich zum Brandanschlag auf ein Chalet des Verlegers Axel Springer bekannte. Bei den Lecher Literaturtagen liest er aus dem Werk „Zehn unbekümmerte Anarchistinnen“. Sprachkunst gänzlich anderer Art kann dann unter dem Motto „Beim Poetry-Slam kommen die Menschen zusammen“ unter der Leitung von Lukas Wagner (Slamlabor) erlebt werden. Beim neumodischen Dichter-Wettstreit zu hören und sehen sein werden Sprachtalente wie der Schweizer Richi Küttel, der deutsche Maurice Massari (Der Mo!) oder die bayerische U20-Vize-Meisterin Sarah Potye. Die 1. Lecher Literaturtage finden vom 6. bis 7. September 2017 im Burghotel in Oberlech und auf der Kriegeralpe statt.